Akademie Alpin.arium
Alpinarium Galtür
Die Vortragsreihe Akademie.ALPIN.arium wird gemeinsam vom Institut für interdisziplinäre Gebirgsforschung (Innsbruck), der Bundesländerinitiative Tirol und Vorarlberg der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, dem Museum Alpinarium und der Gemeinde Galtür (Tirol) veranstaltet
Das Institut für Gebirgsforschung der (IGF) der ÖAW betreibt in Galtür zusammen mit dem Museum Alpinarium die Umweltbildungsstelle Jamtal, die dem Wissenstransfer der LTER Site Jamtalferner dient. Die Vorträge und Diskussionen Akademie.ALPIN.arium bieten Raum für den Dialog.
Konzeption:
PD Dr. Andrea Fischer, Institut für interdisziplinäre Gebirgsforschung der ÖAW
Um Anmeldung – begrenzte Personenanzahl – wird gebeten:
www.alpinarium.at
Wir bitten um Ihre Mithilfe durch die Einhaltung der zum Zeitpunkt der Veranstaltung gültigen Bestimmungen zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie!
Weiter Informationen finden Sie unter:
https://www.oeaw.ac.at/veranstaltungen/aktuelle-veranstaltungen
Vortrag: Mittwoch, 6.Juli 2022 um 19.00 Uhr im Alpinarium
Brigitte Mazohl:
Das Bild des wehrhaften, freiheitsliebenden, gottesfürchtigen Tirolers, der für Gott, Kaiser und Vaterland sein Leben hinzugeben bereit war, entstand rund um den sogenannten „Freiheitskampf“ von 1809 und wurde seither in regelmäßig wiederkehrenden Jubiläumsfeiern (zuletzt im Festumzug 2009) feierlich inszeniert und am Leben erhalten. Das weibliche Pendant dazu gab es zwar auch, es war aber eher im Hintergrund wirksam. Als 1919 das südliche Tirol an Italien abgetreten werden musste, verband sich die Erinnerung an 1809 mit dem Trauma über die Teilung und im Norden des Landes lebte der wehrhafte Tiroler umso hartnäckiger weiter. Nach 100 Jahren Zugehörigkeit zu Italien entstand in Südtirol jedoch ein anderes Selbstbild, das sich mittlerweile vom traditionellen Image, das in Tirol bis heute gepflegt wird, unterscheidet. Dies hat sich gerade auch 2009 deutlich gezeigt. In diesem Vortrag werden die unterschiedlichen Entwicklungen im Selbstbild der Tiroler in Nord und Süd nachgezeichnet.
Max Haller:
Was sind die Südtiroler heute – Noch Österreicher, schon Italiener, oder was?
Von Max Haller
In der kuk Monarchie war mit Südtirol eigentlich nur heutiges Trentino gemeint (auch als Welschtirol bezeichnet). Bei älteren Österreichern (etwa zu meiner Studentenzeit 1966-74) sagten WienerInnen zu mir oft: Ja, Südtirol ist ja so schön! Da machte ich letztes Jahr Urlaub. Genannt wurde dann meist ein Ort im Trentino. Geschichte und Geografie haben Trentiner und (Deutsch-) Südtiroler doch irgendwie ähnlich gemacht, wenn sie es nicht seit jeher waren. Die wenigsten werden wissen, dass der Wirt und Pferdehändler Andreas Hofer fließend italienisch sprach. Sehr schön beschreibt diesen Sachverhalt Franz Tumler in seinem Roman "Aufschreibung aus Trient." Wie er mit seiner Gefährtin abends in einem Gasthaus saß, kamen typische Tiroler Bergsteiger herein; als sie zu sprechen begannen, stellte sich heraus, dass es Italiener waren! In meinem Vortrag werde ich auf einige Studien eingehen, die ich selber in Südtirol gemacht habe. Eine Studie in den 1980er Jahren über die Wertorientierungen von italienischen und deutschen Südtirolern, Nordtirolern und Österreichern erbrachte ein überraschendes Resultat. Die jüngste Studie 2021 betraf die Frage, was die SüdtirolerInnen von der Idee hielten, dass ihnen auch die österreichische Staatsbürgerschaft verliehen werden solle. Auch dazu war das Resultat anders, als man es erwartet hätte, vor allem unter den deutschsprachigen SüdtirolerInnen. Abschließend befasst sich der Vortrag mit der deutlichen Differenzierung zwischen den heute in Südtirol in Stadt und Land, bei Jung und Alt, und bei italienisch-und deutschsprachigen Südtirolern vorherrschenden Lebensformen und Einstellungen.
Vortrag: Mittwoch, 13.Juli 2022 19.00 Uhr im Alpinarium
Doz. Dr. Žiga Zwitter
In den Ostalpen wurden vom 15. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts Kräuter für den lokalen Gebrauch, aber auch für den Verkauf in europäische Märkte und den Nahen Osten gesammelt. Dabei wird zwischen dem kultur-, sozial- und wirtschaftshistorisch kontextualisierten und dynamischen Exporthandel und dem Lokalkonsum unterschieden. Ökologische Folgen dieses massenhaften Sammelns waren sehr unterschiedlich, art- und zeitspezifisch; es kam sowohl zum nachhaltigen als auch zum übermäßigen Sammeln.
Somit führt uns die Geschichte des Kräutersammelns zur Frage nachhaltigen Wirtschaftens in den Alpen.
Ziga Zwitter, Doz. Dr., Universität Ljubljana, Philosophische Fakultät, Abteilung für Geschichte
Žiga Zwitter studierte Geschichte und Geografie an der Uni Ljubljana, promovierte in Umweltgeschichte und durchführte sein von Umweltgeschichte und Historischer Ökologie handelndes Postdoc-Projekt am Wiener Institut für Soziale Ökologie. Zusammen mit dem Botaniker Leonid Rasran verfasste er das bald erscheinende Buch Species-Rich Grasslands in the Alps in the Last Millennium: Environmental History and Historical Ecology of Agroecosystems. Er arbeitet als Dozent und Forscher an der Abteilung für Geschichte der Philosophischen Fakultät, Uni Ljubljana.
Vortrag: 13.Juli 2022, 19.00 Uhr, im Auditorium 1.Stock
Der Eintritt ist frei!
Vortrag: Montag, 19.September 2022 um 19.00 Uhr im Alpinarium Galtür
Simone Gingrich ist Assistenzprofessorin für Soziale Ökologie an der Universität für Bodenkultur Wien. Sie interessiert sich dafür, wie die Menschen ihre Landschaften in den letzten Jahrhunderten verändert haben, welche langfristigen Auswirkungen land- und forstwirtschaftliche Nutzungen auf Ökosysteme haben, und was man daraus für die Lösung heutiger Nachhaltigkeitsprobleme lernen kann.
Wälder spielen eine wichtige Rolle im Klimaschutz, da sie Kohlendioxid speichern, das sonst in der Atmosphäre den Klimawandel anheizen würde. Dieser Beitrag beleuchtet, wie sich die Zusammenhänge zwischen Waldnutzung, nachhaltiger Ressourcennutzung und Klimaauswirkungen in Österreich in den letzten beiden Jahrhunderten verändert haben, und diskutiert, welchen Beitrag österreichische Wälder in Zukunft zu Klimaschutz und nachhaltiger Ressourcennutzung leisten können.